Rezension: S. Blind, N. Heidelbach - Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt …

Rezension: S. Blind, N. Heidelbach - Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt … Bild: Dumont 2019
Bild: Dumont 2019

Ich empfehle das Buch als Schullektüre bzw. Unterrichtsmaterial für Schüler*innen ab 10 Jahren und auch noch für Maturant*innen, für Lehrer*innen und alle Sprachinteressierte sowieso.

 

Rezension von Ilse Seifried

 

Sofia Blind - Nikolaus Heidelbach
Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt
Von Anscheuseln bis Zurückdummen
112 Seiten , Hardcover, gebunden , 50 farbige Abbildungen
Dumont 2019 ISBN 978-3-8321-9956-2 € 18,-

 

"Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt" ist geeignet für Wulkenschuber*innen, jene, die nicht zurückdummen wollen, Adabeis, Käpsele & Gscheidle, Gschaftlhuber*innen und alle anderen hier Ungenannte. Ich empfehle das Buch fürs Z’nüni, gegen das Bruddeln, vor dem Boofen, den Strand, die U-Bahnfahrt, die Hängematte und für Picknick-Gespräche und als Mitbringsel.


Alltägliche wie seltene Situationen, die erheitern, verärgern, einfach nur einen Zustand beschreiben oder inspirieren begegnen uns in diesem handlichen Buch. Mit 50 Beispielen wird der Wortschatz der Leser*innen zu einem vergrößerten Schatz der Worte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die es nicht auf Hochdeutsch gibt. Manche der alphabetisch geordneten Wörter erfreuen mit Ihrer Wiederentdeckung (tachinieren, hudeln, Fluchtachterl, …)  manche werden zum ersten Mal (drömeln, Blötsch, Hornske, …) entdeckt und regen an, diese auch selbst zu verwenden, zu gebrauchen und ihnen damit (neues) Leben einzuhauchen.

Dem Illustrator Nikolaus Heidelbach ist es gelungen, in seinen Aquarellen die Kernaussage und damit Quintessenz der Worte ohne Ablenkung oder Schnörksel ins Bild zu holen. Nur das Wesentliche ist zu sehen. Die manchmal gezeigten Klischees (z.B. Dönekes, schnäderfrässig) entsprechen mehrheitlich noch der Wirklichkeit. Einzig der Unausgewogenheit von nur 16 weiblichen jedoch 31 männlichen Menschen gilt meine Kritik.

Kritisch ist auch die rein männliche Sprache des Verlags auf der Website zu sehen, die da nur Autoren und Bücher der Autoren anbietet. Das irritiert sehr, da ja bereits seit Jahren selbst der Duden das Thema geschlechtergerechte Sprache wichtig findet und thematisiert. Woher das Festhalten an sexistischen Sprachtraditionen kommt, ist nicht nachvollziehbar.

Der Autorin Sofia Blind, überwiegend als Übersetzerin tätig, gelingt es großartig, bereits in ihrem Vorwort u.a. die Auswahl der Worte zu begründen. Ebenso weiß sie es gekonnt, Hintergrundwissen auf humorvolle Weise zu formulieren. Die Erklärungen der einzelnen Wörter sind vergnüglich, informativ und interessant zu lesen. Jedem Wort ist eine ganze Seite gegönnt – sprachlich wie auch bildlich, was zu einer harmonischen Ausgewogenheit führt.
Sofia Blind fügte eine kleine Bibliografie zur Dialektkunde an sowie Quellen. Das Register erleichtert das Finden.
Somit ist das originelle Thema der Autorin zu einem rundum optimal umgesetzten Buch geworden.

Meiner Einschätzung nach ist dieses Buch für wirklich alle jederzeit geeignet!
Ich empfehle das Buch als Schullektüre bzw. Unterrichtsmaterial für Schüler*innen ab 10 Jahren und auch noch für Maturant*innen, für Lehrer*innen und alle Sprachinteressierte sowieso.

Ilse M. Seifried

www.i-m-seifried.at/

www.das-labyrinth.at

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