Rezension von Ilse M. Seifried
René Lépine | Ansgar Lorenz ∙ Judith Butler: Philosophie für Einsteiger
Wilhelm Fink Verlag
2018
120 Seiten, kart. € 19,90
Judith Butlers Arbeiten hatten und haben immer noch sehr großen Einfluss auf die feministische Philosophie und Gender Studies. Vor allem ihr Buch Das Unbehagen der Geschlechter, das 1990 auf
Englisch und 1991 auf Deutsch erschien, ist ein zentrales Werk.
Judith Butler wurde 1956 in den USA geboren und zählt zu den innovativsten und bedeutendsten Denker*innen der Gegenwart im Bereich Sex und Gender. Sie ist der Meinung, dass Sex Gender ist. Ihre
Texte sind nicht immer für alle einfach zu verstehen und oft eine große Herausforderung. Daher ist eine „Übersetzung“ der Standpunkte und Argumentationslinien in eine einfachere Sprache eine gute
Idee.
Ich nehme das vorliegende Buch nicht in die Hand, sondern beginne, da ich es nur als pdf vom Verlag erhalten habe, am PC zu lesen. Schon nehme ich meinen ersten Stolperstein wahr: Der Buchtitel:
∙ Judith Butler: Philosophie für Einsteiger.
Was haben sich die Autoren dabei gedacht? Was hat sich der Verlag dabei gedacht? Männliche Schreibweise im Zusammenhang mit Judith Butler?
Die Illustration trifft nicht meinen Geschmack. Doch über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Am Ende des 1. Absatzes steht: Sich mit Butler beschäftigen heißt auch, sich mit Größen der Philosophie, der Psychoanalyse und der politischen Theorie beschäftigen zu müssen. Unausgesprochen wird
von einer traditionellen Denkweise ausgegangen, die indirekt und doch auch inhaltlich zum Ausdruck kommt. Es wird klar, wie Autoren sich an Butler heranarbeiten, sie interpretieren und
einschätzen.
Ich schlage die Seiten der Definitionen auf und lese bei Intersektionalität nach. Im Vergleich zum gerade gelesenen Buch „Queer“ von Barker, Meg-John, Julia Scheele, ist diese sehr oberflächlich
und langatmig. An vielen anderen Stellen ergeht es mir ebenso. Es fehlen die Bezüge auf die aktuellen Arbeiten Butlers.
Das Buch bietet ein Glossar und auch einen Anhang. In diesem wird ein Kapitel „Kleine Geschichte des Feminismus“ genannt. Die Kombination des Wortes „klein“ mit „Feminismus“ zeigt, wie
unsensibel, unreflektiert und somit unprofessionell die Texte verfasst wurden, denn korrekt wäre wohl „kurze Geschichte“.
Weder wird das Buch Judith Butler noch dem von mir gefordertem Niveau gerecht.
Offen bleibt für mich, was die Autoren mit ihrem Satz meinen: Woher wollen wir wissen, dass Butler morgen nicht alle Philosophie hinschmeißt und einfach zum Zirkus geht?
Für all jene, die nicht Fachliteratur lesen wollen, doch wissen, wer Judith Butler ist und was sie so in Frage stellt, hier ein Hinweis auf drei Links
Your behaviour creates your gender: https://www.youtube.com/watch?v=Bo7o2LYATDc
Sowie https://www.youtube.com/watch?v=PlCmB---sT4
und https://www.swr.de/swr2/wissen/judith-butler-wird-60/-/id=661224/did=17009720/nid=661224/xlp1pl/
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/die-umstrittene-natur-der-sache-judith-butler-wird-60-14086548.html
Buchtipp: Paula-Irene Villa: Judith Butler Eine Einführung. 2., aktualisierte Auflage 2012
aus der Reihe Campus »Studium« ISBN 9783593394329 179 Seiten
Ilse Seifried
Kommentar schreiben