„Woran das Schulsystem krankt“ - Interview im Kurier mit Barbara Herzog-Punzenberger, Bildungsexpertin im Bereich "Migration und Bildung".
Herzog-Punzenberger hat im Herbst eine vielbeachtete Studie zum Thema Migration und Bildung präsentiert, die mit der Irrmeinung, Migration oder Mehrsprachigkeit wären die Ursache für Probleme in
der Schule. ihre Forschung weist nach, dass es keinen Zusammenhang zwischen Migration und schulischem Erfolg gibt.
Auszug aus dem sehr lesenswerten Interview, das Axel Halbhuber mit Barbara Herzog-Punzenberger führte.
Als Beispiel führt die Wissenschaftlerin Pisa-testergebnisse von erfahrenen Einwanderungsländer, wie Kanada und Australien an. In diesen Ländern gäbe es keine Kompetenzunterschiede
zwischen SchülerInnen mit und ohne Migrationshintergrund. Das sei auch in der Millionenstadt Toronto der Fall, obwohl die Hälfte der SchülerInnen aus eingewanderten Familien kommen. Das
hänge vor allem mit dem Verständnis als Einwanderungsland und der Professionalität des gesamten Schulsystems in dieser Frage zusammen bis hin zu den Lehrkräften. Es gehe aber
auch um den Bildungshintergrund der Eltern. „Kanada weist einen kleineren Anteil an EinwanderInnen mit geringer Bildung auf, das spiegelt sich auch im Bildungsprofil der Eltern der SchülerInnen
wieder“, obwohl die Hälfte der bei PISA getesteten SchülerInnen aus zugewanderten Familien zuhause auch eine andere Sprache als die Unterrichtssprache sprechen. „Viele davon kommen aus
Asien, sei es China oder vom indischen Subkontinent. Jedenfalls sind es keine Sprachen – wie manchmal behauptet wird – die eine Nähe zur Unterrichtssprache aufweisen würden“, stellt Barbara
Herzog-Punzenberger klar.
Daraus ergibt sich der Schluss, dass sich die Schulleistungen der Kinder und Jugendlichen deutlich stärker nach dem Bildungshintergrund ihrer Eltern unterscheiden als nach dem
Migrationshintergrund. Aber auch die Struktur und die Maßnahmen im Bildungssystem haben laut Studie einen starken Einfluss auf das Ergebnis der Tests. „So lange das weder die
PolitikerInnen noch die Bevölkerung verstanden haben, muss das die Hauptbotschaft sein, denn es ist das Hauptproblem. Die Frage ist also, wie man SchülerInnen aus Haushalten, deren Eltern ihre
Schullaufbahn nicht mit Matura oder einem akademischen Abschluss beendet haben, entsprechend unterstützt“, mahnt die Bildungsexpertin. .....
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