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Gewerkschaften sind auch Bildungsvereine

GÖD-Vorstand beschließt Verbesserung der gewerkschaftlichen Bildungsförderung

Reinhart Sellner,
Bereichsleiter gewerkschaftliche Bildungsförderung im GÖD-Vorstand

Arbeitsplätze, Vollbeschäftigung, Verbleib im Betrieb oder an der Dienstelle im Wohnbereich und individuelle Aufstiegsmöglichkeiten hängen immer mehr von Zusatzqualifikationen ab. Das ist in der Privatwirtschaft zu einer viele Kolleginnen und Kollegen finanziell und in ihrer Freizeit belastenden Regel geworden. Immer mehr Arbeitgeber brauchen hochqualifizierte Beschäftigte, viele wollen eigene Kosten dieser Qualifizierung möglichst gering halten vermeiden.
Auch im öffentlichen Dienst und den ausgegliederten Betrieben sind berufsbezogene Weiterbildung, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und Arbeitsuchenden auf eigene Initiative und eigene Kosten absolvieren, gern gesehen. Öffentlich Bedienstete, Vertragsbedienstete, ASVG-Angestellte, prekär und befristet Beschäftigte, Praktikantinnen und Praktikanten sind betroffen, unter ihnen GÖD-KollegInnen, die noch kein volles Jahr Mitglieder der GÖD bzw. des ÖGB sind und die bisher keinen Anspruch auf gewerkschaftliche Bildungsförderung hatten. Die Höhe dieser Beiträge war seit Jahren unverändert und hat angesichts der jährlichen Inflation den Charakter eines Anerkennungsbeitrages bekommen. Darauf haben das Bildungsreferat und der Vorstand der GÖD reagiert.

Ende Mai wurde eine Arbeitsgruppe für die Neufassung der Richtlinien zur gewerkschaftlichen Bildungsförderung gebildet, die am 1. Jänner 2018 in Kraft getreten und auf der GÖD-Homepage abrufbar sind.
Die neuen Richtlinien berücksichtigen unterschiedliche Dauer bzw. ECTS-Bewertungen von Aus- und Fortbildungen wie Matura, Hochschulstudien oder Lehrausbildungen und wurden mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundesvertretungen abgestimmt. Die niedrigsten Förderbeträge für zweitägige Bildungsveranstaltungen werden um 50% von 30 auf 45 Euro angehoben, höhere Ansätze für Ausbildungen von bis zu einem Jahr um 25% von 60 auf 75 Euro.
Für neu eintretende Kolleginnen und Kollegen, insbesondere auch für Absolventinnen und Absolventen mit längerer Grundausbildung, für Lehrlinge und für im Krankenpflegedienst Beschäftigte kommt zu den erhöhten Bildungsbeiträgen noch eine weitere Verbesserung: Die einjährige Mindestmitgliedschaft als Anspruchsvoraussetzung wurde gestrichen. Ein Grund mehr, unserer Gewerkschaft beizutreten und aktiv zu werden.
Wer die Geschichte der GÖD bis zu den Anfängen der österreichischen Gewerkschaftsbewegung zurückverfolgt, findet Arbeiterbildungsvereine als Vorläufer der nach der Aufhebung des Koalitionsverbotes 1870 entstehenden Gewerkschaften. Sie haben gemeinsam und mit Erfolg für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, für Kollektivverträge und den Achtstundentag gekämpft.1)

Die gewerkschaftliche Bildungsförderung der GÖD hat wie die Gewerkschaftsbewegung Tradition und Zukunft – Glück auf!
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1)  Peter Autengruber, Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung bis 1945, Franz-Josef Lackinger, Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung seit 1945 – Skripten 2 und 3 für gewerkschaftliche Bildungsarbeit des ÖGB und seiner Fachgewerkschaften, Hrsg. VÖGB und AK

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