Bisher war Faßmann als Player auf der politischen Bühne noch wenigen bekannt. Die Medienleute kennen ihn, wenn überhaupt, als Vorsitzender des Expertenbeirats für Migration im Außenministerium.
In dieser Funktion lernte ihn Kurz kennen und offensichtlich auch zu schätzen. Kurz traut ihm auch zu, das neue Megaressort Bildung, Universitäten, Kindergärten zu leiten.
Heinz Faßmann hat aber mehr zu bieten. In erster Linie ist er Vizerektor der Uni Wien und Professor für Raumforschung und Anthropogeographie, der "Wissenschaft über die räumliche Organisation
menschlichen Handelns". Den Vergleich mit seinen Kolleg/innen auf der gestern präsentierten Minister/innenliste der schwarztürkisblauen Koalition, braucht er also sicher nicht zu scheuen. Und den
meisten, die sich mit dem Thema Bildung beschäftigen, in diesem Bereich tätig sind oder/und denen die Bildung wichtig ist, wird wohl ein Stein vom Herzen gefallen sein, dass er und nicht die in
den letzten Wochen immer wieder als Ministeranwärter genannten Personen, doch noch im letzten Moment zum Zug gekommen ist.
Man weiß zwar noch viel zu wenig vom neuen Bildungsminister, um eine halbwegs fundierte Einschätzung machen zu können, wie sich die österreichische Bildungspolitik unter Faßmann entwickeln wird.
Im türkisblauen Koalitionspapier kann man zwar nachlesen, in welche Richtung die ÖVP und FPÖ die Bildung lenken wollen. Aber die Ankündigungen in diesem Papier sind noch sehr vage formuliert und
geben einem starken Minister noch genügend Kreativitätsspielraum für eine zukunftsorientierte und vor allem ehrliche Bildungspolitik. Er kann es schaffen, wenn er das Kunststück zustande bringt,
die Bildungspolitik von den parteiideologischen Fesseln zu befreien, zumindest zu lockern. Dass das für einen ÖVP-Minister nicht einfach ist, weiß man. Mit einer FPÖ im Koalitionsrücken wird
diese Aufgabe sicher nicht einfacher. In dieser Hinsicht und vor allem im Sinne der Kinder und jungen Menschen in Österreich, hoffen wir, dass es Faßmann (trotzdem) schafft. Die ÖLI-UG wird ihn
und seine Arbeit daran messen. Sie ist, wie bisher, immer für einen offenen, fairen und parteipolitisch unabhängigen Diskurs bereit, wird aber, wie schon in der Vergangenheit, mit aller Vehemenz
gegen, für das Bildungssystem nachteilige, Entwicklungen ankämpfen.
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Robert Müller (Sonntag, 17 Dezember 2017 21:13)
Tolle Vorschusslorbeeren für jemand der u.a. folgende "Highlights" aus dem Bildungskapitel mitträgt:
Wiederbelebung des (Aus-)Sonderschulgedanken (= Zugrabetragen der UNBRK), Schwerpunktsetzung auf Leistung und Begabtenförderung, Ausbau der AHS-Unterstufe, Einsparungen bei der NMS, Sozialleistungen gebunden an schulische Leistungen, Sanktionen, Verschärfungen, standardisierte Talente-Checks bereits in der 3. VS Klasse, ein Eltern-Kind-Pass, verbindliche Schulreifekriterien, einen Chancen-Pass in der 7. Schulstufe, verstärkte Datenanalyse von Schulen, durchgehende Bildungs- und Leistungsdokumentation, pädagogische Ziel- und Ergebnissteuerung, Schulpflicht bis bestimmte Kernkompetenzen erreicht sind, regelmäßig Kernkompetenzmessung, Uralt-Notensystem....
Law and Order und keine Spur von organischen Wachstum bzw. der Sichtweise von Bildung als Prozess. Es wird das Bild eines völlig desaströsen Schulsystems vermittelt, in dem anscheinend, außer in der Berufsschule, gar nichts funktioniert.
Ich bin sehr verwundert über dieses unkritische "Willkommen".
Manfred Sparr (Montag, 18 Dezember 2017 11:19)
Lieber Robert Müller
Dieser Artikel verteilt ME keine Vorschusslorbeeren ... sondern ist als eine Vorgabe an den künftigen Minister zu verstehen. Oder ist der letzte Absatz so missverständlich? Aber danke für die Rückmeldung. Sie soll uns immer daran erinnern, besonders sensibel und aufmerksam zu sein, um entsprechend und schnell reagieren zu können.
Ja, es spricht bisher sehr viel dafür, dass du mit deiner Einschätzung recht hast. Aber, im Sinne eines gut funktionierenden und fairen Bildungssystems, wäre mir recht, wenn sich herausstellen würde, dass du nicht recht hattest. �
Hoffen wir also das Beste, irgendwie bekommen wir das schon hin. So selbstherrlich und einfach ohne Kontrolle und Wiederstand können Schwarztürkisblau auch wieder nicht herum werken, wie sie das glauben tun zu können. Deshalb wäre ein Bildungsminister gut beraten, wenn er für bedeutende Entscheidungen in seinem Ressort einen breiten und damit tragfähigen Konsens anstrebt.
Aber jetzt mach ich Schluss mit der Kaffeesudleserei. Schauen wir einmal, immer wachsam und immer auf schnelles Agieren und Reagieren vorbereitet....
LG Manfred Sparr